Predigt · Pfingstfest · 27. Mai 2012 · Konfirmation · Pfarrerin Ruth Misselwitz
Apostelgeschichte 2, 1 – 18
Liebe Konfirmanden, nun ist es endlich so weit,
ihr sitzt auf den Stühlen hier in unserer schönen alten Pfarrkirche.
Extra für euch haben wir uns angestrengt, die neuen Leuchtkörper im
Stülerteil anzubringen.
Und nun strahlt die Kirche wunderschön zu eurem Fest.
Aber auch ihr strahlt in eurer Jugend und Erwartung auf dieses
Ereignis.
Nicht nur äußerlich habt ihr euch eine Menge Gedanken gemacht,
was ihr anziehen und wie ihr aussehen wollt,
auch die innere Vorbereitung auf diese Konfirmation hat viel Arbeit
und Mühe gekostet, aber ich denke auch Freude.
2 Jahre seid ihr in den Konfirmandenunterricht gegangen,
jede Woche haben wir uns eine Stunde getroffen.
Das erste Jahr bei Markus Maass, das zweite bei mir.
Und wir haben versucht, euch in die Geschichten der Bibel und in das
Leben einer christlichen Gemeinde einzuführen.
Eure Eltern und Paten und auch eure Großeltern haben euch dabei
begleitet.
Und es gab da sicher manch bange Stunde, ob ihr das durchhaltet und
am Ende wirklich zur Konfirmation geht
Und ihr habt durchgehalten.
Keiner von euch hat es sich anders überlegt.
Und darüber sind nicht nur eure Eltern – sondern auch ich froh.
Für euren Vorstellungsgottesdienst habt ihr euch das Thema
Weltuntergang ausgesucht und einen Gottesdienst dazu gestaltet,
der in der Gemeinde viel Diskussionen ausgelöst hat.
Er war so gar nicht fromm, er war auch provokativ und hat einige
Tabus gebrochen.
Ich denke, in einer Zeit wie der unsrigen, ist es nicht nur für euch
gar nicht so einfach in die Zukunft zu schauen.
Die finaziellen und wirtschaftlichen Turbulenzen,
ausgelöst durch verantwortungslose und habgierige Finanzgebaren,
sind nicht nur eine Gefahr für unsere Demokrartie
sondern auch für den Frieden hier in Europa und in der Welt.
Wir schauen mit Sorge in die Zukunft unserer Kinder.
Und sie halten uns den Spiegel vor, wenn sie so gar nichts mehr
erwarten, als Zerstreuung und Spass.
Was können wir ihnen an Hoffnung und Mut mit geben in eine
Welt, die so gefährlich aus ihren Grundfesten zu fallen droht?
„Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will
ich ausgießen von meinem Geist auf alle Welt, dass eure Söhne und
eure Töchter prophetisch reden und eure jungen Leute Visionen
schauen und eure Alten Träume träumen
und auf meine Knechte und auf meine Mägde will in jenen Tagen
meinen Geist ausgiessen, dass sie prophetisch reden.“
So hörten wir es vorhin in der Geschichte vom Pfingstgeschehen.
Das, liebe Schwestern und Brüder, ist das Gegenmodell zur bedrohlichen und hoffnungslosen Realität.
Gott selbst wird eingreifen, indem er sich ergießt in Junge und Alte in
Unterdrückte und an den Rand Gedrängte.
Die jungen Leute werden wieder Visionen haben –
das heisst, sie werden wieder Gesellschaftsmodelle entwickeln,
die ein menschenwürdiges und umweltfreundliches Leben
ermöglichen.
Und die Alten werden wieder Träume träumen –
das heisst, sie werden aus ihrer Lethargie aufwachen,
sich wieder dem Leben zuwenden und gemeinsam mit den Jungen
träumen.
Und die Unterdrückten, die Leibeigenen, die Elenden und die
Unberührbaren –
sie werden wieder prophetisch reden, –
das heisst: sie werden wieder von einer gerechten Welt reden, in der
Gott selbst für Gerechtigkeit und Frieden sorgen wird.
Gott will sich mit seinem Geist ausgiessen auf die ganze Welt und so
dafür sorgen, dass sein Reich uns nahe kommt.
Liebe Schwestern und Brüder, so ist es immer und immer wieder in der
Geschichte geschehen.
Immer und immer wieder sind Menschen von diesem Geist ergriffen
worden und haben sich für Gottes gerechte Welt eingesetzt.
So wird es auch weiter sein.
Darauf dürfen wir auch in Zukunft bauen.
Auch wenn es um uns herum dunkel erscheint,
der Geist Gottes lässt sich nicht töten,
er verschafft sich immer wieder Raum in Menschen, die sich von
ihm bewegen lassen.
So wird er auch euch bewegen, wenn ihr euch auf ihn einlasst.
Dann werdet auch ihr Visionen für eine Zukunft entwickeln,
in der alle Menschen, Tiere und Pflanzen ihren Platz haben,
in der nicht die rücksichtslose Gier, sondern das Mitgefühl, die
Freundlichkeit und die Verantwortung für den Nächsten seinen Platz
hat.
Dann werden wir Alten mit den Jungen zusammen träumen von
Gottes gerechter Welt.
Nichts ist Gott unmöglich – auch uns und euch zu bewegen steht in
seiner Kraft.
Liebe Konfirmanden, liebe Eltern und Großeltern, das ist eigentlich
die schönste Botschaft, die ich euch an diesem Pfingstsonntag
mitgeben kann.
Ihr dürft sie mitnehmen in euren Alltag.
Aber heute ist euer Feiertag, den ihr geniessen sollt mit allen, die
sich für euch hier eingefunden haben.
Gott segne diesen Tag und euer weiteres Leben. Amen.