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Predigt · 1. Advent · 1. 12. 2024 · Pfarrer Michael Hufen · Kurzpredigt nach dem Singspiel „St.Nikolaus“

Posted on Dez. 28, 2024 in Predigten

1.Advent 1.12.2024

Familiengottesdienst mit Nikolausspiel

Liebe Kinder, liebe Familien, liebe Gemeinde,

JA – heute ist noch nicht Nikolaus. Aber heute ist 1. Advent – der Beginn der Adventszeit – Vorbereitungszeit auf Weihnachten, ja sogar Fastenzeit.

Und dann kommen erst Sankt Nikolaus – die weiteren Adventssonntage und dann endlich Weihnachten – oder doch „Jetzt Schon“ oder „Wirklich – wird es wirklich Weihnachten, auch für uns?“

Ich versuche das mal alles kurz zusammenzubinden:

Also: Nikolaus: mein Enkel antwortete auf die Frage, wer das denn sei, ganz schlicht: ein guter Mann. Und wir haben es gesehen: er hilft. Den Kindern, den Seeleuten und allen Menschen, von deren Not er erfährt. Er erkennt, wann und dass er helfen kann, hat Mittel und Wege, manchmal klingen die Geschichten etwas wunderbar, mal ganz sachlich: er nimmt Geld dafür, wozu es da ist, nämlich Leben zu ermöglichen, zu unterstützen und zu helfen. Geld und Gold sind Mittel nie Zweck, Werkzeug und nicht Ziel des Lebens.

Besonders werden von Nikolaus Geschichten erzählt, in denen es um Kinder geht. Für ihn ist klar: sie müssen geschützt und unterstützt werden, sie haben eine behütetet und sichere Kindheit verdient, koste es, was es wolle.

Daran, wie Erwachsene, wie eine Gesellschaft mit ihren Kindern umgeht, erkennt man, tatsächlich ihre Humanität, ja für uns Christen noch einmal zugespitzt: Jesus sagt „Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn ihrer ist das Himmelreich“ – nehmen wir diese Sätze noch ernst und wenn ja, an welchen Handlunge sieht man das? Sind wir durch sie motiviert und angetrieben? Ist es so, dass Außenstehende tatsächlich sagen:

Donnerwetter! weil sie sehen, das Gottes Kinder so leicht und fröhlich sein können:

Weil die Zukunft Jesus heiße
Und weil die Liebe alles überwindet
Und Himmel und Erde eins wären
Und Leben und Tod sich vermählen
Und der Mensch ein neuer Mensch werde
Durch Jesus Christus.

Liebe Gemeinde

Nikolaus wurde gebraucht und wird gebraucht.

In allen Zeiten brutalen Umgangs mit Kindern, in denen die Rechte der Kinder mit Füssen getreten werden, da stellt er sich diesen Kleinen und Schwachen an die Seite. Das ist keine Sozialromantik, sondern Reaktion auf jeweils bittere, ja

fürchterliche Wirklichkeiten. Hier nur Stichworte: Kindersklaverei, Kinderarbeit, Verwahrlosung, fehlende Schulbildung in einer kindgerechten Schule, Hunger,

Tod durch Krieg und Missbrauch von Kindern an Leib und Seele.

Manches ist Vergangenheit, vieles aber sehr lebendige Gegenwart in unserer Welt des 21. Jahrhunderts, auch in unserer Gesellschaft. Die Rechte von Kindern werden mit Füßen getreten, sie geraten unter die Räder unseres

Fortschritts und unserer Selbstverwirklichung, von Pandemiemanagement und Kriegsgeschrei.

Ja, Nikolaus wird gebraucht.

Wir merken: Der Nikolaustag ist nicht der Tag putzigen bis romantischen Brauchtums, er ist von seinem eigentlichen Wesen her der Tag der Proklamation des Rechtes der Kinder, des Lebensrechts der Kleinen und Schwachen. Dieses

Recht proklamiert der Heilige Nikolaus, dieses Recht proklamiert Gott selbst: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25, 40)

Eine wunderschöne Legende erzählt: Als Nikolaus stirbt, tritt er vor den Herrn. Er beklagt sich nicht über seinen Tod, aber er beklagt, dass nun niemand mehr sich der Kleinen und Schwachen annehmen wird. Da gibt ihm Gott den Auftrag,

für einen Tag im Jahr soll er auf die Welt kommen. Dort soll er sich der Kinder annehmen.

Die Welt hat ihn nötig, immer wieder, mindestens diesen einen Tag der Kinder, den Tag des Nikolaus, weil es der Wille Jesu Christi ist, dass keines von den Kleinen, kein Schwacher verloren geht. Da nämlich, wo die Rechte der Kleinen

und Schwachen hochgehalten und geachtet werden, da beginnt das Reich Gottes ein klein wenig Wirklichkeit zu werden, da merken wir, wie unser Gott, immer wieder zu uns kommt – in der Gestalt eines Kindes.

„Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht!“ so lautet der Wochenspruch. Nikolaus und Jesus – beide eng miteinander verbunden.

Jesus, das heißt ER, Gott rettet. Gott rettet aus Schuld, aus Versagen und Fehlern.

Deshalb warten wir im Advent auf ihn. Sein Kommen ist unsere Rettung. Die Menschen damals wurden durch Nikolaus gerettet. Jesus Christus rettet die ganze Menschheit.

Ihr Lieben, es ist Advent. Wir feiern die Ankunft des Lichts in unserer Dunkelheit, die Ankunft Jesu. Es geht um Liebe und um das, was auf uns zukommt. Es geht um Gott, um Christus und um seine Liebe zu uns. Und das allein gibt uns Hoffnung und Licht und Freude – für diese Zeit und weit darüber

hinaus. Gott kommt, er ist schon auf dem Weg und wir, wir sind nun aufgerufen, unsere Augen aufzutun und unsere Häupter zu erheben, unseren Rücken gerade

zu halten und etwas zu tun in dieser Welt, in die wir hineingestellt wurden.

Dafür haben wir viele Gründe und wir haben viele Vorbilder. Eines davon ist heute eindrücklich Nikolaus, der Bischof. Amen.