Kurzansprache · 13. Sonntag nach Trinitatis · 3. September 2023 · Schuleinführungsgottesdienst · Pfarrer Michael Hufen
Liebe Schulkinder, liebe Eltern, Angehörige und Freunde, liebe Gemeinde:
Eigentlich eine seltsame Geschichte, die wir da gerade von den Schülerinnen und Schülern der 2.Klasse gesehen haben. Da stehen 4 Freunde zusammen und der Frosch schlägt eine Mutprobe vor. Die Älteren unter uns erinnern sich jetzt bestimmt an solche Situationen: „Los trau dich!“, „Mach doch!“, „Weichei, Feigling …, wenn du dies es oder jenes nicht tust“.
Bei Frosch, Schnecke und Maus wirkt das irgendwie niedlich und scheint alles eine rein sportliche Herausforderung zu sein, lange tauchen, ein Seerosenblatt aufessen oder um das eigene Schneckenhaus herumzukriechen. Aber eigentlich ist es gefährlich und kann auch dolle schiefgehen: eine Maus ist nun mal nicht zum lange-Tauchen gemacht, ein ganzes Seerosenblatt ist für einen kleinen Frosch dann doch viel mehr als eine ganze Mahlzeit und kann mindestens Bauchschmerzen machen und eine Schnecke ohne Haus verzichtet freiwillig auf ihren wichtigsten Schutz.
Erst als der kleine Spatz nicht mitmachen will und kann, verändert sich die Situation. Ob er zu vorsichtig, zu wenig risikobereit, zu ängstlich ist – egal – er ist mutig: er hat den Mut sich seinen Freunden in den Weg zu stellen, nicht laut, sondern so wie es eben seine Art ist als Spatz: leise und doch deutlich: NEIN – Ich mach da nicht mit!
Liebe Kinder ich hoffe sehr, dass ihr in den nächsten Jahren als Schulkinder, wenn ihr richtig lesen könnt oder weil es euch eure Eltern oder großen Geschwister vorlesen – kann ich übrigens nur dringend empfehlen, macht großen Spaß – Harry Potter entdeckt. Die Geschichten eines Jungen der auf eine Zaubererschule kommt. Gleich im 1.Band machen sich Harry, Ron und Hermine, seine Freunde, auf den Weg in ein großes und auch gefährliches Abenteuer und nur der etwas unbeholfen, tapsig wirkende Neville stellt sich ihnen in den Weg, mahnt und warnt und wird zu Seite geschoben. Am Ende der Geschichte jedoch ist es gerade Neville, der für seinen Mut besonders gelobt wird und die notwendigen Punkte zum Sieg im Wettkampf um den Schulpokal holt. Der Direktor sagt dazu: „Es verlangt sehr viel Tapferkeit, sich seinen Feinden in den Weg zu stellen, aber wesentlich mehr noch, sich seinen Freunden in den Weg zu stellen.“
Mut haben, ja Mut nötig haben.
Wir Erwachsenen und ganz besonders eure Eltern wünschen euch Kindern Mut. Ihr braucht ihn, denn Schule ist eben ganz anders als der Kindergarten, neue Räume, viele und viel größere Kinder – ihr seid ab morgen wieder die Kleinen und nicht mehr die Großen aus dem 6er Treff im Kindergarten und ihr seid alle ganz unterschiedlich vorbereitet und bereit nun in die Schule zu gehen.
Ich kenn das noch von meinen Kindern, die auch auf die ESP eingeschult wurden, meine große Tochter Lea hat sich nicht aufs Klassenfoto nach der Einschulung getraut – damals noch in der Hadlichstrasse, Frieda ist schnurstracks mit ihren neuen Mitschülerinnen und Mitschülern ins Schulgebäude in der Galenusstrasse gestiefelt und Inga hat ihre Nachbarin in der Hand genommen und war sicher, dass ihr nichts passieren kann und alles gut werden wird.
Wir alle brauchen Mut, er ist das Geheimnis der Freiheit, wie der griechische Philosoph Thukydides sagt.
Wer mutig ist kann gestalten, entdecken und ist hoffentlich in der Lage, auf sein eigenes Bauchgefühl zu vertrauen, wenn Dinge ganz schrecklich schief zu laufen drohen.
Viele von uns Eltern haben für ihre Kinder Leitsprüche ausgesucht, irgendwann einmal. Einen Satz, der die guten Wünsche und Hoffnungen, die wir für unsere Kinder haben, zusammenbindet. Die Bibel bietet dafür einen geradezu unglaublichen Schatz:
Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
Seid getrost und unverzagt, fürchtet euch nicht und lasst euch nicht vor ihnen grauen; denn der HERR, dein Gott, wird selber mit dir ziehen und wird die Hand nicht abtun und dich nicht verlassen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Sei getrost und unverzagt? Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.
Wie werde ich mutig: Erziehung, Glück, Erbanlagen?
Ich denke, mutig wird ein Mensch, wenn sie und er sicher ist, Sicherheit und Geborgenheit, ja die Gewissheit hat, nie alleine zu sein, ein stabiles Koordinatensystem hat, in dem er und sie sich bewegen kann.
Gerade an den Übergängen im Leben, wenn sich vertraute und gewohnte Lebensumstände verändern – und dazu gehört nun einmal auch der Übergang vom Leben als Kindergartenkind hin zum Schulkind – brauchen und wünschen wir uns diese Zusage, diesen Trost und diese Gewissheit und bitte für das vor uns Liegende um Gottes Segen für unser Tun und Werden: Denn er ist bei uns, das Licht auf unserem Weg und die Hoffnung für unser Leben.
Amen